Ich beschäftige mich seit Launch jeglicher neuer Technik mit diesen Thematiken. Die grundsätzliche Frage ist immer, wie kann ich die Prozesse im Unternehmen einfacher und effizienter gestalten. Vor allem: welche Lösung bringt uns wirklich Nutzen und welche bringt uns eher “Verkomplizierung” oder hohe Kosten?
So haben wir die Buchhaltung komplett digitalisiert und keine Belege und Ordner mehr (spart viel Platz!), alle Prozesse wie Post sind direkt digital (werden angenommen und digitalisiert), PDF-Fax, Server-Datenablage in der Cloud, keine Fix-Computer, stattdessen iPads und Laptops, Telefonanlage in der Cloud über Secondary SIM Karten in den Handys der Mitarbeiter (keine Telefone, keine Kabel, keine Geräte).
In unserem Office sind nur noch Stromanschluss für den Laptop und Bildschirme vorhanden. Sonst: clean desk policy: das ist digital, aufgeräumt und macht Spaß. Einen analogen Kanal nutzen wir: Das verglaste Whiteboard im Konferenzraum und die persönlichen Slides jedes Team-Mitgliedes, die aus elektrostatischen “DIN A1” Plakaten bestehen.
Hier kann jeder seine Notizen und Projekte skizzieren und dieses Paper überall mit hinnehmen. Es hängt an jeder Wand elektrostatisch ohne Kleber und Klebereste.
2. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell im Unternehmen im Bereich der Digitalisierung konfrontiert?
Derzeit keinen, wir sind so voran geschritten, dass wir am Puls der Zeit sind. Einzig und allein sind manchmal unsere Partner, Lieferanten und Kunden noch nicht so digital, wo dann “Ausdrucken” oder andere analogen Kanäle wieder notwendig werden. Das ist völlig ok, jeder sollte so arbeiten, wie es für ihn gut und hilfreich ist.
3. Mit welchen Strategien und Vorgehensweisen meistern Sie konkret diese Hürden im Unternehmen?
Durch analogen Einsatz, wo digitale Kanäle weniger genutzt werden. Ansonsten ist alles digital und paletti.
4. Wie werden sich Geschäftsmodelle aus Ihrer Sicht verändern und wie begeistern Sie Ihre Kunden künftig?
Ich bin fest davon überzeugt und es kündigt sich bereits an, dass sich viele bis alle Geschäftsmodelle auf kurz oder lang verändern. Hierzu muss man ideenreich, klug und innovativ sein.
Das Geheimnis ist: sich in seine Kunden hineinzuversetzen und diese genau zu kennen. Dann kann man dort ansetzen. Digitalisierung wird zwangsläufig soziale und menschliche Kontakte, wie ein Lächeln, ein persönliches Meeting, extrem reduzieren. Damit kann man dann wieder punkten.
Wir begeistern unsere Kunden, indem wir uns in sie hineinversetzen, sie nach Vorne bringen, wo sie es brauchen ohne ihnen unsere “Käseglocke” auf zu zwängen. Wir sind an der Seite unserer Kunden die Sparringspartner für Marketing und die Themen, die für unsere Kunden wichtig sind oder als wichtig identifiziert wurden.
5. Welches Praxisbeispiel haben Sie bereits umgesetzt oder ist geplant? Wie haben Sie das Beispiel konkret umgesetzt bzw. werden Sie es konkret umsetzen? Welche technischen Tools kommen dabei zum Einsatz?
Wir nutzen einige technische Tools, um Workshops online durchführen zu können. Hierzu gehören: Videocalls auf Zoom, Teams, Webex, Hangout (je nach Wunsch des Kunden), sowie Mural (für digitale Whiteboards), Trello für die Aufgaben-/Notizenverwaltung. Die Standardkanäle wie eMail, Telefon, Chat lasse ich mal unerwähnt.
6. Wie binden Sie Ihre Mitarbeiter in die digitale Transformation mit ein?
Sehr aktiv, wir suchen gemeinsam nach technischen Lösungen und neuen Produkten, testen diese. Nachdem wir diese als “gut befunden” haben, führen wir diese zügig und flächendeckend für alle ein. Das funktioniert sehr gut. Jeder fühlt sich integriert und abgeholt.
7. Wo sehen Sie im Unternehmen die größten Chancen aber auch Risiken der Digitalisierung?
Die Chancen liegen in der größeren Erreichbarkeit von Kunden bundesweit und weltweit, das wäre frühe schwerer, komplizierter und mit mehr Reiseaufwand (damit zeitlichen Ressourcen) verbunden gewesen. Mit Online-Marketing-Workshops und Ressourcen, geht das remote zügig und schnell für alle Partner.
Die Risiken sehe ich im Verlust der Menschlichkeit, des sozialen Miteinanders. Gerade jetzt zu Corona-Zeiten haben wir gespürt, wie menschliche Kontakte, soziale Bezugspunkte fehlen können. Das ist ein wichtiges Asset, das wir nicht vergessen sollten. Hierzu sind Präsenzmeetings auch nötig. Eine rein digitale Zusammenarbeit kann sehr gut funktionieren, aber zu gegebenem Zeitpunkt möchten sich alle Partner auch gerne persönlich kennen lernen. Das ist unsere Erfahrung.
8. Was muss sich in den Unternehmen ändern, damit Digitalisierung vor allen im Mittelstand gelingt?
Erst einmal ist es wichtig, an seinem eigenen Mindset zu arbeiten und offen für Digitalisierung zu sein. Was auch immer das für das eigene Unternehmen, die Menschen und Arbeitsprozesse bedeutet (es ist ja bei jedem anders). Dazu kommt, dass es viele Bereiche gibt, die denken, man könne nicht digitalisieren. Meine Erfahrung ist und zeigt, dass man das immer kann und wenn es nur im administrativen Teil des Unternehmens der Fall ist.
9. Ihrer persönlichen Einschätzung nach: Haben es mittelständische Unternehmen schwerer als Konzerne, die digitale Transformation zu gestalten? Warum?
Aus meiner Sicht nein. Denn der Mittelstand ist wesentlich wendiger, flexibler und kreativer. Große Konzerne müssen hier ganz anders “lenken” und haben es da aus dieser Sicht eher schwerer. Der Mittelstand könnte bei den Kosten eher den Kürzeren ziehen. Hier gibt es heute aber schon viele Förderungen für die richtige Begleitung und Beratung (wie GoDigital) und auch viele technische Lösungen, die Digitalisierung schnell, einfach, unkompliziert und erschwinglich machen. Mein Tipp: Offen sein, Augen auf und machen!
10. Wie werden sich die deutschen Unternehmen in den nächsten 10 Jahren zum Thema Digitalisierung aufstellen bzw. entwickeln?
Ich bin fest davon überzeugt und glaube, dass die Corona-Pandemie vielen Unternehmern und vor allem Mittelständlern gezeigt hat, wie wichtig Digitalisierung ist. Für uns war es beispielsweise keine Veränderung: wir haben bereits vorher (eher seltsam beäugt) mit Kunden Video-Calls, Online-Workshop und digitale remote Lösungen eingesetzt und angewandt. Wir haben also einfach nur unseren Laptop Zuhause aufgeklappt und weiter gemacht. Viele dagegen mussten dann ad-hoc reagieren und alle Lösungen / Plattformen, vor allem für Kollaboration und Video-Meetings direkt und spontan einführen.
Das war nicht nur überfordernd sondern auch teuer, weil jetzt jeder IT-Dienstleister in Beschlag genommen hat. Hier werden die deutschen Unternehmen nun konkret, strategisch und diszipliniert rangehen und reagieren. Dann wird das in 10 Jahren zeigen, dass wir gut aufgestellt sind; eigene Lösungen für eigene Bedürfnisse entwickelt haben und uns so ähnlich wie im Maschinenbau, Autobau zu einer führenden Nation im Weltgeschehen positionieren. - Das ist mein Wunsch und meine Sicht, denn ich denke der Schock saß tief und führt nun zu Veränderung (Change).